31 July 2011

gent

Wir reden hier hauptsächlich von Brüssel, aber Gent ist ja wirklich nicht weit und, sowie heute, wundere ich mich, wieso ich überhaupt nicht jedes Wochenende dort bin. Wir wissen den Grund und schweigen. Gestern bei der Kanaltour (nein, wirklich nicht so touristisch!) erzählte unser charmanter Führer u.a., dass Gent mal nach Paris die zweitgrösste Stadt in ganz Europa war. Ich glaube, das war irgendwann im 16. Jahrhundert. Dennoch...
                                                                        
Ich war schon bei meinem allerersten Besuch in dieser Stadt (November 2008) sehr beeindruckt und heute nicht weniger, obgleich ich die beiden Erfahrungen nicht wirklich vergleichen möchte. Alleine mit einem Rucksack im Herbst ist etwas Anderes als mit dem Ex-Freund (und seinem Rucksack) an einem sommerlichen Sonntag. Aber nicht schlimmer, oder so...

Vielleicht weil das erste Mal so beeindruckend war, wollte ich unbedingt in mein Viertel damals mit dem DesignMuseum und dem gegenüberliegenden Brooderie - mein LieblingsB&B (gleichzeitig eine wahnsinnig gute Konditorei mit einer herrlichen Lage mit der einen Seite auf die belebte kleine (ich glaube sogar, fast wie ganze Innenstadt autofreie) Strasse, mit der anderen Seite aufs Wasser). Neu war für mich das Blumengeschäft nebenbei, das sein hauseigenes Eis (bloemenijs!!) produzierte. Mein zweites LavendelEisErlebnis in fast einer Woche (das erste letztes Wochenenede am Touloner Hafen in Südfrankreich - der entsprechende Link folgt, wenn ich endlich dazukomme, meine französischen Erlebnisse zu rekapitulieren) und dazu suchte ich mir die englische Rose aus. Einfach göttlich!

Was wiederum neu war, war die Kanaltour. Ich hatte sie mir in Brugge gegeben gehabt, aber nicht in Gent. Und so sahen wir Gegende, die wir zu Fuss nicht erkunden könnten, zumindest nicht in einem Tag. Am Wasser gelegene Schätze aller Art.

Was mich aus dem Bann warf, war allerdings das (angeblich intellektuelste - so die Reiseführerin zumindest, der wie schwarz lauschten) Gemälde The Adoration of the Mystic Lamb von den Gebrüdern Van Eyck. Das Gemälde selber ist schon sehr beeindruckend, das ist klar, was noch beeindruckender war, war allerdings, dass mir erst langsam kam, dass ich das Gemälde schon mal gesehen hatte. Und es muss vor zwei einhalb Jahren wieder hier gewesen sein, und aber ich habe mich daran nur ganz langsam erinnern können und bilde mir immer noch ein, dass ich es woanders und vor gar nicht so langer Zeit gesehen haben muss. Kann es by any chance eine Kopie im Kölner Dom geben?

Was ich beim ersten Mal kosten durfte, und diesmal irgendwie wegen verpasster Öffnungszeiten nicht, war der köstliche Gentse Waterzooi beim Het Waterhuis aan de Bierkant und ein jenever beim dazugehörigen 't Dreupelkot. Ohne diese zu schmecken, war man aber eigentlich nie wirklich in Gent.

30 July 2011

jacques brel


Er ist einer der berühmtesten belgischen chansonniers, auch wenn man ihn anderorts als Franzosen kennt. Und er ist nicht einmal Wallone, sondern mit einem Elternteil ein Flame.

Um auf das alles und viel mehr (dass er zum Beispiel aus einem Wettbewerb in Knokke als vorletzter rauskam, oder aber dass er als erste Bühne in Brüssel in Ancienne Belgique auftratt) zu seinem Bezug zu Belgien - und nicht auf weitere Infos zu seinem Leben - aufmerksam zu machen, gibt es in Brüssel, an einem kleinen versteckten Place de la Vieille Halle aux Blés im Herzen der Stadt eine Stiftung zu seinem Namen. Man kann sich aussuchen: entweder mit einem Audio-Guide die engen Räumlichkeiten oder aber - ebenfalls ausgerüstet mit einem Audio-Guide - die Stadt Brüssel auf den Spuren dieses Mannes zu spazieren.

Christoph und ich haben mal die erste InnenTour absolviert. Ich hol' die Stadtour auf jeden Fall mal nach.

der kanal

Neulich habe ich euch Näheres über den Brüsseler Kanal versprochen: Also machten sich Christoph und ich am Samstag nach dem üblichen täglichen Brot weiter nordwestlich auf den Weg, um diesen endlich zu entdecken.
Auf dem ersten Blick ist da nichts, rein gar nichts, das einem gefallen könnte. Es dauert allerdings nicht lang, bis man merkt, dieses Viertel wird es einmal - ganz ganz bald - boomen, in other words die Gentrifizierung ist vor der Haustür. Erstens, weil ihn von einer der schicksten Strassen Brüssels (Antoine Dansaert) wirklich nur mehr 100 Meter trennen, und dabei meine ich von dem schicksten Teil, denn eigentlich führen sowohl diese als auch Vlaamsesteenweg (mit dem Lieblingslokal eines gewissen österreichischen Schriftstellers Laboureur an der einen Ecke aber auch mit sonstigen sehr interessanten Lokalitäten, wie z.B. Le Pré Salé (eine edle Kantine mit guter belgischer Küche) oder auch Roskam (falls man mal bis in der Früh trinken und gute Musik möchte)) direkt zum Kanal.

Man merkt es auch an den wenigen aber doch vorausberechneten Designer-Dachausbauten, wie ein Nest oberhalb Gebäuden, das nicht gerade die gepflegteste Fassade aufweisen.

Nicht zuletzt auch an den Kränen rechts und links am Kanalufer. Ganz zufällig traf ich neulich auf so eine Seite, die dem Kränengeschehen einen Teil Hintergrund liefert.

Ganz nebenbei finden, wie überall in Brüssel, auch hier festivals statt, u.a. auch K-Nal [F]ESTIVAL oder aber der FilmFestival vom Cinéma Nova in der zweiten Augusthälfte. Auch walvis ist ein Grund, zu einer lebendigeren Jahreszeit, wieder mal einen Blick ans Ufer zu wagen.

Kanäle haben einen begrenzten Reiz auf mich - weder der Donaukanal noch Canal St. Martin sind meine Lieblingsspots in den entsprechenden Städten. Nichtsdestotrotz sind sie für genug Film-, bzw. filmreifes Material zu haben.

29 July 2011

recycleart

RecycleArt ist eins der coolsten Adressen, glaube ich, in Brüssel. Und obwohl es vom Konzept her an U-BahnBogenLokal erinnert, ist mir dieses sympathisch. Zumal es sich nicht in einem U-Bahn- sondern einem SüdBahnBogen befindet und rundherum keine Autos vorbeizischen. Und viel mehr Charm besitzt als alle U-BahnBogenLokale gemeinsam...

Nichtsdestotrotz blieb dieses Lokal, ein Steinwurf von mir entfernt, von mir lange unbesucht. Das erste Mal bewusst drinnen war ich auf dem Weg zurück von der FinanceWatch-Gründung, da es genau am Mittelweg lag und ich dringend ein Bier brauchte.

Und das zweite Mal heute mit Christoph... Zumal auch ein BabaZula-Konzert angekündigt worden war. Da es allerdings erst für 01:45am vorgesehen war, ihr Auftritt, blieben wir bei einem Bier, hörten uns das gerade laufende Konzert vor der Tür an, sagten Hallo! zu den bekannten Gesichtern (meine brüsseler FranzösischLehrerin z.B., die mir immer wieder auf der Strasse begegnet - die jetzt aber endgültig zurück nach Paris geht) und spazierten gemütlich nach Hause.

27 July 2011

la senne

Von der Brüsseler Brauerei Brasserie de la Senne hatte ich schon mal gesprochen. Neulich fiel's mir bei einem Schluck aus dem Hause wieder ein: damals dachte ich nicht genau über die Namensähnlichkeit nach, aber Senne ist quasi la Seine von Brüssel, also der Stadtfluss. Sieht man ihn irgendwo? Diese Frage ist eher mit "Nein!" zu beantworten... Ausser...
Ausser, man sucht ihn. Es ist ein Geheimtipp, hinter den Halles St. Gery durch einen Hof und man beugt sich über ein Geländer und schon sieht man ihn, den Fluss. Erinnert mich auch ein bisschen an den Wienfluss - mit seinem Ursprung im Stadtpark (den ich im Rahmen eines gewissen Flussfestes gegen Entgelt entdecken durfte). Ansonsten ist allerdings, im Unterschied zu Wien, in Brüssel von diesem Fluss kein weiteres Stück mehr zu sehen - eine schnelle "Recherche" brachte Beachtliches ans Tageslicht, das die Autorin dieser Zeilen auch erst gleichzeitig wie ihre LeserInnen studieren wird.

Im Übrigen gibt es auch einen Kanal, den ich noch entdecken muss. Der ist bissl weiter als der Fluss, aber beachtlich länger. Bleibt d'ran!

19 July 2011

konzert zu mittag

Mit theorethisch(!) anbrechendem Sommer ist in Bruxelles auch weniger los - weniger, was das Arbeitsleben betrifft. Das Angebot an Unterhaltung passt sich daran an, und erweitert sich auch auf die Tageszeit.

In diesem Zusammenhang werden den ganzen Sommer lang Konzerte zu Mittagszeit angeboten. Heuer übrigens zum 25. Mal! Früher  im Freien, heuer zum ersten Mal im königlichen Konservatorium. Passt auch viel besser zum Wetter, obwohl ein bisschen frische Luft in der Mittagspause, egal wie kalt es draussen ist, ja niemandem schaden könnte.

Die Premiere haben heute Barbara und ich mit Barockmusik aus Portugal gemacht. Bei voll ausverkauftem Saal. Wirklich eine Marktlücke, so eine mittägliche Ohrenschmause, man merkt es. Nahrung für die Seele in der Mittagspause ist nicht bei wenigen angesagt.

17 July 2011

Ask the cat!

Entgegen meiner Gewohnheiten und trotz des Umstandes, dass ich in den nächsten vier Wochenenden nicht mehr die Gelegenheit haben werde, dort vorbeizuschauen, verzichtete ich diesen Sonntag auf Marché du Midi und auf die tollen crêpes. Stattdessen entschied ich mich für St. Gilles - die Nachbargemeinde Ixelles'.

Schon mal besuchte ich da, wie Christoph auf Besuch war, das Haus Horta und diesmal war wieder ein Haus aus der Jahrhundertwende an der Reihe: Haus Hannon. Mit wechselnden, vor allem übersichtlichen, Photoausstellungen, weil der ursprüngliche Herr des Hauses  ebenso eine Schwäche (wie auch Talent) für diese Kunst hatte, ist dieses Jugendstiljuwel eine wahre Entdeckung.

Liegt übrigens in Gehweite sowohl zu Bar du Matin als auch zum berühmt berüchtigten Moeder Lambic - beide Lokale, die ich ebenfalls zum ersten Mal besucht habe. War schliesslich auf ein bisschen einer Entdeckungstour für den nächsten Besuch von Christoph. Zwischen diesen zwei Bars liegt ganz nebenbei auch  ein Gefängniskomplex und ein beeindruckendes Amtshaus - ein Magistrat grösser als jedes Rathaus. Diese haben aber nichts mit meinen Plänen zu tun.

14 July 2011

chez richard

Chez Richard scheint eine Institution zu sein. Es ist ein Lokal, eine Bar, sowie ich's gern habe... Gleich am Anfang des Place du Grand Sablon plaziert, ist es klein aber nicht zu klein, hat eine terrasse, Tag- und Nachtatmosphäre gleichzeitig, unkompliziert, nicht zu gemütlich, nicht zu grindig, eine gediegene Karte und, das Wichtigste, ein Publikum mit Altersdurchschnitt über 40. Manche davon werden an der Bar  mit Vornamen begrüsst.

Im Winter, in den Monaten mit einem R im Namen genaugenommen, ist vor der Tür auch ein Austernstand. Eine schöne Überraschung war eines Tages den Koch meines Lieblingsbeisls von weit weg in der Stadt genau da anzutreffen. Seitdem weiss ich, dass mein Gefühl mich nicht täuscht.

Blöd ist, dass meine FreundInnen, die direkt oberhalb wohnen, nicht zufrieden sind mit dem Umstand, dass sie bis in den frühen Morgen der lauten Musik ausgesetzt sind - aber sie haben da schon erfolgreich eingegriffen und jetzt scheint es wieder zu passen. Meine Lösung wäre wahrscheinlich gewesen, mein brüsseler shabu aus dem Lokal zu machen, aber ich hab' leicht reden.

Heute trank ich nach langer Zeit wieder einen Espresso an der Theke, bevor ich in die Arbeit ging... Einmal sollte ich mal gegen Mitternacht dort vorbeischauen, sagt mir mein Gefühl.

Nachtrag am 18. Juli: Heute früh kam und setzte sich auch ein gewisser Johannes Voggenhuber hin. Er hatte aber einen Trolley mit. So schaut's aus.

06 July 2011

haus niederösterreich

Heute war ein Empfang im Hause Niederösterreich (übrigens im selben Gebäude wie mein Arbeitsplatz, also hatte ich es nicht weit), und ein anderes Mal im Haus Wien. Immer mit einem Thema kombiniert (einmal eine Vernissage einer ehemaligen Mitarbeiterin, einmal einfach der jährliche HeurigenEmpfang), sind diese Einladungen dazu da, das Stück Land in Brüssel - will heissen in Europa - besser bekannt zu machen. Dass zu diesen Empfängen eher die Lokalbevölkerung (also eher ÖsterreicherInnen) kommen, um ihr Heimweh ein Stück zu lindern, soll mal beiseite gelassen werden.

Ich habe gehört, Österreich soll mit jedem einzigen Bundesland, somit am besten, vertreten sein - sogar besser wie Deutschland (bis jetzt war ich nur  im Haus Rheinland-Pfalz). Dabei fragen sich meine deutschen Kollegen und Bekannten, woher diese Eifer kommt und dass wir ja gar kein föderalistisches Land wären wie sie, wieso diese Zersplittertheit... Ich habe keine klaren Antworten, und das Ganze ist ja sowieso ein smalltalk und darf gar nicht in den tiefgründigsten Analysen ausarten. :)

04 July 2011

rockwerchter

Die FestivalTussi bin ich nicht - das kann man auch daran erkennen, dass ich bis zu diesem meinen Alter auf keinem mehrtägigen Festival je war. Auch auf dem RockWerchter haben wir nicht gecampt oder so, allerdings schon einen ganzen Sonntag da draussen verbracht.
Wie meine Freundin mir irgendwann im Frühjahr davon erzählt hat, dass sie Tickets ergattert hat (zwar nicht mehr für den Samstag mit dem besseren Programm, dennoch...) und dass sein Mann irgendwie abspringt, da am nächsten Tag Arbeit, etc. habe ich mich (ebenfalls trotz Arbeit am nächsten Tag) ohne lange zu überlegen, angemeldet.

Es war dann erst am Tag des Festivals - gestern Vormittag -, dass mir die Dimension der Sache bewusst geworden ist, und dass ich sah, dass neben Iron Maiden etc. ganz nebenbei auch Nick Cave mit seinen Grinderman dabei sein wird. Aber auch neue Sängerin/Performerinnen wie Robyn waren dabei, zumindest für uns, zu entdecken.

Dazu kommt, dass so ein cooler Armband dann auch Tage danach die Aufmerksamkeit von diversen Menschen in der nächsten Umgebung erregt und überraschend, zu welchen sozialen Kontakten das dann hinführt...