28 February 2011

comme d'habitude

Mit diesen Worten der Verkäuferin von Neuhaus - praktischerweise gegenüber des Büros - nehme ich mir meine allnachmittagliche Praline entgegen.
Genaugenommen handelt es sich hier meistens um einen Truffe - amère, cognac, café und zu ganz besonderen Anlässen darf es auch ein marc de champagne sein.

Trüffel ist angeblich aus Not eines chocolatiers entstanden, der sich nicht dadurch blamieren wollte, indem er die ihm fehlenden Ingredienten für die gewöhnlichere Schokolade bei seinen Kollegen ausborgte. Und ja, der Name kommt aus dem "eigentlichen" Trüffel. Er nannte seine neue Erfindung nach dieser seltensten Sorte von Pilzen.

Neuhaus selber stammt aus dem Jahr 1857 und Jean Neuhaus, das Enkelkind des Gründers, wird als der Erfinder von der Praline vorgestellt. Aber das behauptet in der belgischen chocolatier-Szene, glaube ich, jeder von sich. Wir bleiben dran...

A la prochaine!

25 February 2011

petition repetition

Eine Unterschrift ist eine wertvolle Sache. Die setzt man nicht überall hin. Zumindest nicht die Wirkliche. Online - da geht es ein bisschen leichter.

Ich habe zum Beispiel in den letzten 24 Stunden einen Aufruf um die Einfrierung von Mubaraks Konten, da sein Vermögen ein durch vom Volk gestohlenes sei; dann ein "No New Corporate Privileges - Change EU Investment Policy Now!", da eine neue Regelung es den transnationalen Unternehmen erlaubt, Staaten wegen ihrer öffentlichen Politik zu klagen; und zu guter Letzt für unsere eigene Kampagne unterschrieben, wo wir EU-Abgeordnete dazu aufrufen, die Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf europäischer Ebene zu unterstützen, und in ihren Aussagen nicht auf die "weltweite Einführung" auszuweichen...

Der Haken an der Sache ist, dass diese Unterschriften je öfter - und dadurch einfacher - sie verteilt werden (und hier in Brüssel ist die inflationäre Einsetzung dieses Mittels deutlich spürbar), umso weniger wirksam sind. Gut, es setzt ein Zeichen und die Politiker fühlen sich dadurch vielleicht ein bisschen kontrolliert, aber tatsächlich bindend ist das Ganze nicht. Politische Partizipation ist eine gute Sache, ich bin aber eher für die Strasse, wo die Massen tatsächlich etwas kippen können. Und, no na, für einen Staat und ihre Mitarbeiter, die nicht ständig auf ihre Aufgaben hingewiesen werden müssen.

24 February 2011

lunch break

Es ist ein Kontrastprogramm. Ein Kontrastprogramm zu dem, was in Wien tagtäglich in der Betriebsküche mit einem Spitzenkoch an der Spitze hergezaubert und aufgetischt wird.
Hier darf ich davon träumen.
Ich blättere das Doppelte hin für ein Essen in Kühlregalen und diversen Plastik- oder Styroporschalen, die o.k., nicht schlecht schmecken, aber...

Gut, dafür habe ich andere Freiheiten. Erstens gehe ich nicht immer bei der selben Kette einkaufen (obwohl die sich als eine der Besseren erwiesen hat), sondern hin und wieder auch richtig essen - mit einem Kollegen oder mit einer Freundin.

Zweitens, und das schlägt alles, muss ich mein Mittagessen nicht zu früher Morgenstunde, also 11:30 zu mir nehmen, sondern kann das auch um 14:30, wo ich tatsächlich Hunger habe.

17 February 2011

up in the air

Charleroi soll ein ganz ein nettes Städtchen sein, mit einigen sehenswürdigen Sehenswürdigkeiten. Hatte ich nicht gewusst. Und auch heute bleiben meine Kenntnisse begrenzt auf Virtuelles, denn ausser dem kleinen Flughafen (von wo ich mein langes Wochenende in der sonnig katalanischen Küste Südfrankreichs anflog) sah ich von der Stadt noch gar nichts. Ich war skeptisch am Anfang: sowohl die Fluglinie war mir nicht geheuer, als auch die Idee, so weit ausserhalb der Stadt in den Flug einzusteigen. Ich muss sagen, ich bin sehr positiv überrascht, sowohl vom Ersteren als auch von der Leichtigkeit eines kleinen Flughafens. Einmal von der nicht vorhandenen kulinarischen Auswahl abgesehen...

Vor allem wenn man die Immensität des Brussels International Airport vor Augen hält. Ok, von London erwartet man, dass man von Terminal zu Terminal einen Bus nimmt und mit einer Viertelstunde Wegzeit rechnen muss, aber von so einer winzigen Stadt wie Brüssel? Die gefühlte Proportion Stadt:Flughafen ist hier eins zu zwei, ja der Flughafen ist doppelt so gross wie die Innenstadt von Brüssel.

15 February 2011

grève

Wie ich neu war in der Stadt, also genaugenommen in meinen ersten zwei Wochen, bin ich immer zu Fuss in die Arbeit gegangen. Man ist motivierter, die Stadt ist neu, das Wetter noch halbwegs in Ordnung... Danach habe ich den direkten Bus zwischen Wohnung und Arbeitsstätte entdeckt und die Spaziergänge sind jetzt schöne Erinnerungen.

Heute, zurück aus Paris, ausgestiegen am Gare du Midi, wie ich die direkte U-Bahn zur Arbeit nehmen wollte, war ich von einer allgemeinen Sperre überrascht, und dachte zunächst an Bauarbeiten. Bis mir ein paar Beamte einen Entschuldigungszettel in die Hand drückten: Attestation de grève!

Gestern Abend sind angeblich zwei, einer davon ein U-Bahn-Lenker, ineinander geraten und das ganze STIB-Personal hat das zu Anlass genommen, durch einen quasi Generalstreik auf die fehlenden Sicherheitsmassnahmen für die MitarbeiterInnen der öffentlichen Verkehrsmittel hinzuweisen. Und zwar organisiert über Nacht! Und zwar einen ganzen Tag lang. Es soll sich inzwischen herausgestellt haben, dass der Fahrer als erster "zugeschlagen" hat, aber dennoch... (Und zwar, weil der eine Fahrgast seine Frage, wann er denn wieder fahren werde, sehr unfreundlich formuliert haben soll...)

Ich halte was von Streiks und wenn es dazu führt, dass ich wieder mal bisschen langsamer werde, umso mehr... Ich erinnere mich an das eine Mal in Wien, wo es einen Vormittag lang nichts gefahren war - es war fast eine festliche Stimmung. Der Grund kann natürlich keineswegs eine unfreundlich gestellte Frage sein. Es muss sich um was Anderes gehandelt haben. Und bis vor ein paar Jahren - die 1. Mai-Vormittage! Das waren Zeiten...

Ich habe ein Gefühl, hier in Brüssel wird es nicht bei diesem einen Mal bleiben.

14 February 2011

thalys

Es ist nicht selbstverständlich, aber es ist sehr erfreulich, dass ich - nach meiner Eröffnung in August, diese Stadt, Paris, öfter aufsuche. Deshalb war es eine meiner ersten "Anschaffungen" eine quasi Vielfliegerkarte für die nicht einmal eineinhalbstündige Strecke Bruxelles-Paris. Ich bekomme auch Besuch aus Paris ziemlich oft. Am öftesten sind allerdings diese roten Rosen unterwegs im Zug. Ich bekomme sie jedes Mal wenn er mich besucht. Ich bekomme sie auch dann, wenn ich ihn besuche, und darf sie mit nach Hause nehmen - die zweite entsprechende Anschaffung: die perfekt für diese langen schönen roten Rosen angeschaffene Vase, die bei mir zu Hause nie leer bleibt. Auch heute Abend mache ich mich auf den Weg: nach Paris. Für eine Nacht. Das ist Luxus pur, würde ich sagen, aber es ist auch Liebe dabei mit im Spiel. Was soll's? Happy Valentine's Day!

13 February 2011

sonntags nach süden

Wie erwähnt, als Gewohnheitstier, kehre ich auch sonntags immer wieder an die selben Orte zurück. Diesmal mache ich mich auf den Weg Richtung Süden.

Dazu kommt, dass ich aus meinen Wiener Zeiten ein bisschen geschädigt bin, was die Sonntage anbelangt, wo an diesem Tag der Woche die ganze Stadt auszusterben oder ans Land auszuwandern scheint. Umso mehr reizt mich die Lebendigkeit des Gare du Midi, mit ihrem Markt, mit ihren Salons de Thé und das alles von mir nicht einmal 10 Minuten zu Fuss entfernt.

Überhaupt gehören Märkte und Sonntage in den Köpfen der Menschen hier zusammen, genauso wie in Paris. Und ich muss sagen, ich bin überhaupt von jedem Geschäft, das sonntags offen hat, ein bisschen fasziniert: meine Buchhandlung unterhalb, überhaupt im selben Haus wie ich also, ist ebenso einladend -, die nach all den Lebensmitteleinkäufen, ebenso ein zusätzliches Futter für den Geist und die Seele liefert. Die Seele, die spätestens Sonntag Abends zur Einsamkeit und der verschobenen Montagsdepression verdammt ist. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

12 February 2011

samstags nach norden

Ich bin ein Gewohnheitstier, zumindest das was meine Erholungs- und Ausgehrituale anbelangt. Kaum entdecke ich einen Ort, der mir gefällt, wo ich mich wohlfühle und der - das ist Bedingung für das Wohlfühlgefühl - sich in meiner nächsten Wohngegend befindet, kehre ich immer wieder zurück dahin. Das kann in meiner Geburtsstadt (=Istanbul) sein, oder in einer Stadt, wo ich mich Jahr für Jahr immer nur für eine Woche aufhalte (=Berlin).
Samstags bewege ich mich Richtung Norden, Richtung Börse, und von dort Richtung Westen, direttissimo auf Rue Antoine Dansaert. Da befinden sich nicht nur Le Pain Quotidien, sondern auch einige boutiques, die sich hier zu agglomerieren scheinen, sondern auch passa porta (siehe auch da die Sonntagsöffnungszeiten!), wo ich mich (nach Nahrung für den Leib) mit Nahrung für den Geist versorge. Sei es mit der sich fast wöchentlich wechselnden Ausstellung im Eingangsbereich, sei es aber auch mit den vielsprachigen Büchern.

Wohin diese Straße allerdings wirklich hinführt, das ist Place St. Catherine, unterwegs mit Cafe de Markten, ebenfalls wie passa porta mit einem eher flämischen kulturellen Zentrum rundherum - Place St. Catherine, die eins der Hauptbezugsquellen für Meeresfrüchte jeglicher Sorte ist. Meine Lieblingsecke, wo ich meine Samstagsausgänge abschließe, ist Noordzee. Das ist Meeresfrüchte vom unübertrefflichen Preis-Leistungsverhältnis. Das ist freundliches, charmantes und persönliches Service. Das ist streetfood vom Feinsten. Das sind Austern, das sind Jakobsmuscheln, das ist Fischsuppe. Das ist ein Glas Weißwein. Eine Zigarette zum Abschluss, und ab nach Hause!

11 February 2011

lost and found

Zugegeben, ich nehme mir immer das französische Exemplar. Sie erscheint jedoch zweisprachig - die U-Bahn-Zeitung, die sich den Titel Zeitung tatsächlich verdient. Man kann fast soweit gehen, und sie ein Qualitätspapier nennen sogar, die metro.

Es ist auf jeden Fall mehr Text drin als Photos, und das zu tagesaktuellen politischen Themen. Das will heißen: nix Chronik! Nix Müll. (Ich denke an Wien und habe Mitleid vom Fernen!)

Und, wenn man Lust auf was Leichteres hat als die Revolutionen in der arabischen Welt, oder die belgische Nicht-Regierung kann man immer noch die amüsanten Anzeigen irgendwo in der letzteren Seiten lesen, die sich hauptsächlich auf (mögliche) Bekanntschaften im öffentlichen Verkehr beziehen, wie zB diese von heute: A toi le grand brun maigre à la peau très blanche, ton regard me fait craquer tous les matins dans le train Mouscron-Tournai. Contacte-moi dès que tu en as envie. Bisous bel homme.
Und vor wem warnt denn da dieses chanson?

10 February 2011

cartes de visite

Gestern habe ich wieder meine Kollektion erweitert - um zwei Visitenkarten.

Das gehört zum Arbeitsleben dazu, und zu Brüssel sowieso. Wenn ich nur noch das Geschick beherrschen könnte, eine Visitenkarte so elegant wie möglich aus den Tiefen meiner Tasche zu meinen Fingerspitzen und meinem Gesprächspartner unter die Nase zu zaubern...

Bevor ich sogar einen Abstellplatz für mein Weinglas gefunden habe, habe ich die Karte meines Gegenübers schon in der Hand. Haben sie das die ganze Zeit in der Hosentasche gehabt, oder schütteln sie sie aus ihren Ärmeln immer aus? Keine Ahnung! Es geht bei den anderen immer ungemerkt und schnell.

Zum Glück habe ich so eine beeindruckende Signatur, und kann mich dann durch eine eMail reüssieren. Ist heutzutage auch viel nachhaltiger als ein gedrucktes Papier.

09 February 2011

13A von Brüssel

Was in Wien der 13A, das ist in Bruxelles der Wiener. Klingt verwirrend, ist aber so. Dieser Bus, der 95er (oft durchgestrichen, was der Auflösung der Verwirrung keineswegs beiträgt) , verkehrt zwischen Bourse (wo ich immer einsteige, oder eine Station danach, bei mir um die Ecke) und einem Ort, der Wiener heissen muss - ich war selber nie dort. Dieser Bus hat seine Route über den wunderbaren Place du Grand Sablon, über Trône (wo ich aussteige) bis zum Place du Luxembourg - wo das Europäische Parlament zum Teil zu tagen pflegt, und weiter kam ich noch nie...

Das ist der einzige Bus, den ich fahre - ich weiss nicht, ob es irgendwann auch von diesem Bus einen Doppeldecker gegeben hat. Auf jeden Fall bringe ich die Hass-Liebe, die ich dem 13A gegenüber pflege, auch dem 95er entgegen. Wenn der einmal da ist, habe ich das Gefühl - der führt mich überallhin und sofort. Aber wenn er einmal da ist... Und wenn man lange genug gewartet hat, dann kann man sich sogar aussuchen, in welchen man einsteigt - in den überfüllten ersten, weniger vollen zweiten oder ganz leeren dritten - die jetzt alle auf einmal... Ja, sage ich ja, genauso wie der 13A.

(Übrigens: Heute hier genauso sonnig wie gestern, sodass der Busfahrer irgendwann seine Sonnenbrillen auspacken musste... Sage ich nur...)

08 February 2011

...a'int no sunshine.

"...vom Wasser und Wetter" soll die Eröffnung berichten.

Brüssel ist berühmt für ihre Regentage. Heute allerdings, s. iPhone Wetter App nebenan, ist es - genauso wie gestern übrigens - blendend sonnig hier. Aus einem Bürozimmer aus macht es zwar wenig Unterschied, dennoch wollen wir sie mal festhalten - die Sonne, die Ausnahme zum Regen.

...und das Wasser - das Trinkwasser sei gemeint -ist extrem kalkhaltig. Man kann es direkt aus dem Wasserhahn trinken, ja - aber spätestens beim Teekochen will man sich so einen Filter zulegen. Habe ich auch, und zwar auf einer vorweihnachtlichen Einkaufstour in Paris.